Hey — kurz und ehrlich: Wörter wie „ich fk dich“ oder „hensohn“ sind nicht nur „harmloser Spaß“. Wenn Leute das auf Türkisch oder in einer anderen Sprache sagen, kann das extra weh tun — vor allem, wenn es um Herkunft, Familie oder Identität geht.

Konkrete Beispiele (mit Bedeutung)

Achtung: die folgenden Wörter sind beleidigend. Ich schreibe sie zum Erklären — nicht zum Verbreiten.

• “Siktir git” / “Siktir lan” — wörtlich „verpiss dich“. Sehr aggressiv; wird benutzt, um jemanden klar abzuwerten oder wegzuschicken.

• “Orospu çocuğu” — wörtlich „Sohn einer Hure“ (deutsch: „Hurensohn“). Das gilt als eine der schwersten Beleidigungen im Türkischen, weil es nicht nur dich verletzt, sondern auch deine Familie.

• “Kaşar” (umgangssprachlich) — abwertend für Mädchen oder Frauen, oft mit sexualisierter Bedeutung (ähnlich wie „Schlampe“).

• “Pis” + Substantiv (z. B. „pis ...“) — bedeutet „dreckiger …“. Wenn man es mit Herkunft oder Zugehörigkeit kombiniert, wird es rassistisch und abwertend.

• Sexuelle Beschimpfungen wie „S…“ — das sind Phrasen, die sexuelle Gewalt andeuten oder androhen. Sie gehören zu den heftigsten Formen von Beleidigung, egal in welcher Sprache.

Diese Begriffe sind immer verletzend — egal ob auf Türkisch, Deutsch oder einer anderen Sprache.
Wenn ihr solche Wörter benutzt, sendet ihr automatisch eine Botschaft:
„Du bist weniger wert“, „Du bist nicht Teil unserer Gruppe“, „Ich will dich kleinmachen“.

Und selbst wenn es „nur Spaß“ oder „unter Freunden“ gemeint ist:

• Nicht jede Person empfindet das gleich.

• Manche trifft es viel härter — weil die Beleidigung Familie, Herkunft oder Identität angreift.

• Worte hinterlassen Spuren, auch wenn man sie schnell sagt.

Sprache kann verletzen. Sie kann Macht ausüben. Sie kann Menschen bloßstellen.
Aber sie kann auch Respekt zeigen und Gemeinschaft stärken.

Wissen Kinder/Jugendliche, was sie sagen?

Kurz: Manchmal ja, oft nur teilweise.

• Kleine Kinder wiederholen oft Wörter, die sie hören, ohne die volle Bedeutung zu verstehen. Aber bereits Schulkinder verstehen zunehmend, dass manche Wörter verletzen. Studien zeigen, dass Kinder das Bewusstsein für Tabu-Wörter und deren soziale Wirkung schrittweise erwerben — das heißt: sie wissen nicht immer die ganze soziale oder historische Tiefe. MCLA+1

• Bei älteren Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Verwenden von Beleidigungen bewusst ist — oft aus Gruppendruck, um „cool“ zu wirken, oder um Macht auszuspielen. Online-Kommunikation verstärkt das noch. Psychologische Wissenschaft+1

Warum es extra schlimm ist, wenn Schimpfwörter in Herkunftssprachen fallen

1. Doppelte Wirkung: Ein Schimpfwort in der Sprache der Herkunft kann sowohl beleidigen als auch an historische oder gruppenbezogene Stigmatisierungen anknüpfen — das macht den Schaden größer. Frontiers

2. Gruppendynamik: Wenn Leute in einer Gruppe eine Fremdsprache benutzen, um jemanden zu beleidigen, kann das ein „Insider“-Moment sein — und die Zielperson fühlt sich ausgeschlossen.

3. Unwissenheit als Ausrede zählt nicht: Auch wenn jemand „nur nachplappert“, ist die Wirkung auf die betroffene Person dieselbe — verletzt, erniedrigt, ausgeschlossen.

Was das mit Menschen macht

• Opfer fühlen sich oft gedemütigt, unsicher oder fremd in der Gruppe; Diskriminierung wirkt langfristig auf Selbstwert und Schulleistung. Frontiers+1

• Täter riskieren Normalisierung von Gewalt in Sprache, Gruppenkonflikte oder Ausgrenzung; das schadet dem Klima in der Clique und auf Social Media.

• Alle: Sprache prägt Kultur. Was ihr in Chats, Klassen oder Streams normalisiert, beeinflusst, wie fair Menschen behandelt werden.

Praktische Tipps — wie ihr echt anders handeln könnt

• Frag dich: Wen verletzt das? Kurzstopp: bevor du was postest oder sagst, überleg, wen es treffen könnte.

• Check die Bedeutung: Wenn du ein türkisches Wort benutzt — kennst du die volle Bedeutung? Frag lieber jemanden, der’s spricht.

• Alternative reagieren: Wut? Sag konkret, was dich stört („Ey, das nervt mich, hör auf“), statt mit Schimpfwörtern loszulegen.

• Wenn du es gehört hast: Stell nach dem Vorfall die Frage: „Wie hast du das gemeint?“ — und hör zu, wenn jemand sagt, dass er/sie verletzt ist.

• Gruppenregeln: Macht klar: Sprache, die Menschen wegen Herkunft oder Familie angreift, ist nicht okay. Punkt.

• Wenn du betroffen bist: Such Unterstützung — Freund*innen, eine Lehrkraft, Vertrauensperson oder eine Jugendinitiative. Niemand muss Beleidigungen allein ertragen.

Kurz und klar

Schimpfwörter in türkischer oder anderen Sprachen fügen oft zusätzliche Verletzung zu — besonders wenn Herkunft, Sexualität oder Familie angegriffen werden. Manche Leute wissen nicht, wie stark die Wörter treffen; das erklärt es, macht es aber nicht entschuldbar. Sprache ist mächtig — benutzt sie so, dass sie stärkt, nicht zerstört.

Quellen & weiterführende Infos (Auswahl)

• Castellanos, M. et al. (2023): Hate speech in adolescents: A binational study on offline and online contexts. Frontiers in Education. — Überblick über Formen von Hate Speech bei Jugendlichen. Frontiers

• Timothy Jay (u. a.): Forschung zur Entwicklung von Fluch- und Tabuwörtern bei Kindern; Übersicht über Erwerb und Einfluss von Schimpfwörtern. MCLA+1

• Artikel „The Science of Swearing“ (Psychological Science) — erklärt Funktion und soziale Aspekte von Fluchen. Psychologische Wissenschaft

• RaisingChildren.net.au — praxisnahe Übersicht: Warum Kids fluchen, wie Eltern reagieren können. Raising Children Network

• Forschung zur Erkennung von mehrsprachigen Hassäußerungen (NLP / Hate-Speech Detection) — zeigt, dass jugendsprachliche, sich wandelnde Slurs online relevant sind und besonders Gruppen beeinflussen. arXiv+1

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Kategorie: Jugend & Aufklärung
von: Yildz Fluksik, Vibe X Foundry Initiative für kreative Jugendbildung & Empowerment
Lesezeit: ca. 5 Minuten