Orientierung statt Ohnmacht – Vorbilder als Anker in der Jugendzeit
Jugendliche suchen – nach Sinn, nach Zugehörigkeit, nach sich selbst. Und gerade in herausfordernden Lebensphasen – etwa bei familiären Problemen, schulischem Leistungsdruck, Identitätskrisen oder Einsamkeit – sind Vorbilder mehr als nur ein Idealbild. Sie können Hoffnung geben, Zukunft zeigen und eine innere Kompassfunktion übernehmen.
Ob es bekannte Persönlichkeiten sind, ältere Geschwister, Lehrkräfte, Jugendcoaches oder Personen aus dem öffentlichen Leben – Vorbilder sind Leuchttürme, wenn der eigene Weg noch im Nebel liegt.
Was sagt die Wissenschaft?
1. Vorbilder wirken identitätsstiftend
Laut Erik H. Eriksons psychosozialem Entwicklungsmodell ist die Jugendphase zentral für die Identitätsbildung (Erikson, 1968). Jugendliche vergleichen sich mit anderen, übernehmen Werte oder grenzen sich davon ab.
Vorbilder helfen bei der Integration positiver Identitätsaspekte, vor allem wenn sie nahbar, glaubwürdig und „menschlich“ wirken.
2. Rolle sozialer Vorbilder in der Persönlichkeitsentwicklung
Albert Bandura (1977) beschreibt im Rahmen seiner sozial-kognitiven Lerntheorie, dass Menschen durch Beobachtung lernen – gerade bei emotional aufgeladenen Themen.
Das bedeutet: Jugendliche schauen sich Verhalten, Einstellungen und Entscheidungen von Vorbildern ab – bewusst oder unbewusst.
3. Mentor:innen & realistische Vorbilder fördern Resilienz
Studien (u. a. Masten et al., 2004) zeigen: Jugendliche mit mindestens einer verlässlichen Bezugsperson oder einem inspirierenden Vorbild entwickeln häufiger Resilienz, also psychische Widerstandskraft. Sie können Krisen besser verarbeiten, weil sie sich an jemandem orientieren, der ihnen Wege aufzeigt.
Was brauchen Jugendliche heute von Vorbildern?
Nicht jeder Superstar ist ein echtes Vorbild. Entscheidend ist:
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Glaubwürdigkeit & Authentizität
→ Jugendliche spüren schnell, ob jemand „echt“ ist oder nur eine Rolle spielt. -
Nähe & Zugänglichkeit
→ Vorbilder müssen nicht prominent sein. Oft wirken Nachbarn, Jugendleiter:innen oder ein Onkel viel stärker als Instagram-Stars. -
Fehlerfreundlichkeit & Menschlichkeit
→ Echte Vorbilder zeigen auch, wie man mit Scheitern, Druck oder Zweifel umgeht. -
Gemeinsame Werte & Visionen
→ Vorbilder motivieren, weil sie eine Vision von einem möglichen Selbst verkörpern (Oyserman & Markus, 1990).
Warum sind Vorbilder gerade in Krisenzeiten so bedeutsam?
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Viele Jugendliche erleben aktuell soziale Unsicherheit, emotionale Erschöpfung oder Perspektivlosigkeit.
In solchen Phasen brauchen sie keine perfekten Helden, sondern Menschen, die sie sehen, stärken und inspirieren. -
Vorbilder geben Hoffnung und Handlungsspielräume.
Sie zeigen: „Es geht. Auch du kannst einen Weg finden.“ -
Sie helfen beim Loslösen von destruktiven Mustern, wie Suchtverhalten, Schulverweigerung oder Selbstabwertung.
Was du als Erwachsener, Pädagog:in oder Elternteil tun kannst:
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Sprich mit Jugendlichen über ihre Vorbilder.
Frag: „Wen bewunderst du – und warum?“ -
Ermutige sie, sich selbst als Vorbild zu sehen.
Besonders für Jüngere, für Freund:innen oder Geschwister. -
Sei selbst ein Vorbild – nicht perfekt, aber präsent.
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Stärke Formate, Projekte oder Räume, in denen Jugendliche inspiriert werden können.
Literaturhinweise (Auswahl)
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Bandura, A. (1977): Social Learning Theory.
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Erikson, E. H. (1968): Identity: Youth and Crisis.
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Oyserman, D., & Markus, H. R. (1990): Possible selves and delinquency.
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Masten, A. S. et al. (2004): Resilience in development: Progress and transformation.
Resümeé: Vorbilder machen den Unterschied
Jugendliche brauchen Orientierung – keine starren Regeln, sondern lebendige Beispiele. Vorbilder geben Kraft, wecken Visionen und sind manchmal das fehlende Puzzleteil, wenn Jugendliche dabei sind, sich selbst zu finden.
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Kategorie: Jugendbildung & Empowerment
von: Yildz Fluksik, Vibe X Foundry Initiative für kreative Jugendbildung & Empowerment
Lesezeit: ca. 5 - 6 Minuten
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