Hey — schön, dass du hier bist. Zocken kann Spaß machen, Freundschaften bringen und richtig gut tun. Aber manchmal wächst das Spiel so sehr, dass es anderen Dingen im Leben die Luft zum Atmen nimmt: Schule, Freundinnen, Schlaf, Familie oder die eigene Stimmung. Dieser Artikel erklärt kurz, was Gaming-Störung / Internet Gaming Disorder (IGD) ist, wie du erkennst, ob es problematisch wird, welche Belege es zur Behandlung gibt und vor allem: konkrete, sofort anwendbare Tipps für dich als Jugendlicher — und Hinweise, wann du dir Hilfe holen solltest.
Was ist „Gaming-Störung“ (kurz: GD / IGD)?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Gaming-Störung in der ICD-11 als ein Muster von Spielverhalten, bei dem die Kontrolle über das Spielen verloren geht, das Spielen zunehmend wichtiger wird als andere Interessen und das Spiel trotz negativer Folgen fortgesetzt oder gesteigert wird. Typischerweise ist das Verhalten über einen längeren Zeitraum sichtbar (häufig ≥ 12 Monate), sofern nicht die Symptome sehr schwer sind. (Weltgesundheitsorganisation)
Die American Psychiatric Association hat das Thema ebenfalls aufgegriffen: Im DSM-5 wurde „Internet Gaming Disorder“ als Kondition für weitere Forschung aufgenommen — das heißt, es gibt standardisierte Kriterien, aber die Forschung ist noch aktiv. (Psychiatry)
Wie häufig ist das? (Kurzfakten aus Studien)
Untersuchungen zeigen große Schwankungen zwischen Ländern und Messmethoden, aber Meta-Analysen schätzen die gesamte Prävalenz problematischen/krankhaften Spielverhaltens bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Bereich von etwa 3 % (mit regionalen und methodischen Unterschieden). Die Bandbreite einzelner Studien kann deutlich größer sein. (ScienceDirect)
Warum das wichtig ist (Risiken & Folgen)
Problematisches Gaming wird mit schlechterer Stimmung, mehr Ängsten, schlechteren Schulleistungen, sozialer Isolation und Schlafproblemen in Verbindung gebracht. Bei Jugendlichen können diese Folgen die Entwicklung und Alltagsbewältigung deutlich beeinträchtigen. Das heißt nicht, dass alle, die viel spielen, süchtig sind — aber wenn negative Folgen überwiegen, ist Handeln wichtig. (PMC)
Erste Anzeichen: Checkliste für dich
Wenn eine oder mehrere der folgenden Aussagen auf dich zutreffen, könnte das ein Warnsignal sein:
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Du hast Mühe, mit dem Spielen aufzuhören, auch wenn du es dir vornimmst.
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Du spielst, obwohl dadurch Schule, Ausbildung oder Beziehungen leiden.
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Du vernachlässigst Hobbys, Sport oder Freunde zugunsten von Spielen.
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Du fühlst dich gereizt, nervös oder traurig, wenn du nicht spielen kannst.
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Du lügst über deine Spielzeit oder versteckst dein Verhalten.
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Du hast Schlafprobleme durch spätes Zocken oder lange Sessions.
Wenn mehrere Punkte dauerhaft gelten, lohnt es sich, ernsthaft darüber nachzudenken, ob professionelle Unterstützung sinnvoll ist. (Die Kriterien orientieren sich an WHO/DSM-Definitionen.) (Weltgesundheitsorganisation)
Konkrete, sofort umsetzbare Tipps für Jugendliche
Diese Strategien sind praktisch, alltagstauglich und von verhaltenstherapeutischen Ansätzen inspiriert:
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Mini-Experiment statt großer Entzug
Versuch für 2 Wochen ein klares Ziel (z. B. High-score aufrechterhalten, aber Zeitlimit 2 Std./Tag). Kleine, messbare Ziele sind leichter durchzuhalten als radikale Verbote. -
Zeitbudget & Ritualsätze
Plane deine Woche mit festen Spiel-Slots (z. B. Sa/So 14–17 Uhr). Sag dir vorher: „Wenn X erledigt ist (Lerntag/Trainingsrunde), dann spiele ich.“ Das erhöht die Chance, Vereinbarungen einzuhalten. -
Technische Hilfsmittel
Nutze Screen-Time-Funktionen, App-Limits oder Router-Zeitpläne, um automatische Grenzen zu setzen. Technik hilft, wenn die Selbstkontrolle schwach ist. -
Schlaf zur Priorität machen
Mach ab 22 Uhr eine „No-Game-Zone“ im Schlafzimmer; blaues Displaylicht reduziert Schlafqualität. Teenager brauchen in der Regel 8–10 Stunden Schlaf pro Nacht — das ist wichtig für Stimmung und Konzentration. (AASM) -
Ersatzaktivitäten vorbereiten
Finde 2–3 Alternativen, die Spaß machen (Sport, Musik, Treffen). Halte sie leicht verfügbar — z. B. eine kurze Joggingroute oder ein Treff mit Freunden nach der Schule. -
Wenn-Dann-Pläne (Implementation Intentions)
Formulier Beispiele: „Wenn ich das Gefühl habe, nochmal zu zocken statt zu lernen, dann rufe ich einen Freund oder Freundin an oder mache 10 Minuten Workout.“ -
Tagebuch statt Schuldgefühle
Schreibe 1–2 Wochen auf, wie lange du spielst und wie du dich davor/danach fühlst. Oft hilft das Sichtbarmachen, Muster zu erkennen. -
Rede offen — ohne Vorwürfe
Sag jemandem ehrlich, dass du weniger spielen willst. Unterstützung von Freunden oder Familie erhöht Erfolgschancen. -
Probiere digitale oder schulische Angebote
Schulinterventionen auf CBT-Basis haben gute Effekte gezeigt; schulische Präventionsprogramme können Symptome reduzieren. (JAMA Network)
Wenn professionelle Hilfe sinnvoll ist — was hilft wirklich?
Studien zeigen, dass kognitive Verhaltenstherapie (CBT) die bislang am besten untersuchte Therapie ist und in Meta-Analysen signifikante Verbesserungen der IGD-Symptome und der depressiven Symptome bewirkt hat. Kurzfristig sind Effekte gut, langfristig sind Nachbeobachtungen teils noch unklar — trotzdem gilt CBT als erste Wahl. (PubMed)
Andere wirksame Ansätze umfassen:
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Familientherapeutische Maßnahmen (bei jungen Jugendlichen).
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Schulbasierte Präventionsprogramme (z. B. PROTECT-Intervention). (PMC)
Medikamente sind kein Standard zur Behandlung von Gaming-Störung; sie können aber eingesetzt werden, wenn gleichzeitig andere psychische Erkrankungen (z. B. Depression, ADHS) vorliegen — das entscheidet ein Facharztärztin oder Psychiaterin.
Hinweise für Eltern & Bezugspersonen (kurz)
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Bleib ruhig und interessiert — Vorwürfe helfen selten.
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Gestalte Regeln gemeinsam — Abmachungen halten besser, wenn Jugendliche mitentscheiden.
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Fokussiert beobachten, nicht nur bestrafen — Welche Bedürfnisse erfüllt das Spielen (Anerkennung, Spannung, soziale Kontakte)? Versucht gemeinsam Alternativen.
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Hol Unterstützung: Informationen und niederschwellige Angebote gibt es in Deutschland etwa über das BMG/BZgA-Portal „Ins Netz gehen“ und lokale Suchtberatungen. (Ins Netz Gehen)
Wann sofort Hilfe holen?
Sofortige professionelle Hilfe ist nötig, wenn:
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du oder jemand anders Selbstmordgedanken oder starke Selbstverletzung äußert (dann Notruf oder Telefonseelsorge kontaktieren),
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die Schule/Ausbildung akut gefährdet ist, du nicht mehr isst oder schläfst,
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oder körperliche Entzugserscheinungen auftreten.
In Deutschland erreichst du anonym Unterstützung z. B. über das Kinder- und Jugendtelefon (116 111) oder die Nummer gegen Kummer; in akuten Krisen hilft die TelefonSeelsorge (0800-1110111 etc.). (Jugendinfo München)
Kurz-Zusammenfassung (Takeaway)
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Die meisten Gamer*innen spielen ohne Probleme — eine kleine Minderheit entwickelt allerdings ein klinisch relevantes Muster, das das Leben beeinträchtigt. (ScienceDirect)
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Wenn du merkst, dass Spielen dir Dinge nimmt, die dir wichtig sind, ist das ein Signal, nicht eine Moralpredigt.
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Praktische Selbststrategien (Zeitbudget, Schlaf, Ersatzaktivitäten, technische Limits) helfen vielen jungen Menschen sofort.
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Bei anhaltenden Problemen ist CBT die empirisch beste Option — und schulische Präventionsprogramme können vorbeugend wirken. (PubMed)
Quellen & Hilfsangebote (Auswahl)
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WHO — Gaming disorder / ICD-11 (Definition & Hintergrund). (Weltgesundheitsorganisation)
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American Psychiatric Association — Internet Gaming Disorder (DSM-5, Kondition für weitere Forschung). (Psychiatry)
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Kim H. S. et al., Meta-Analysen zur Prävalenz von Gaming-Störung (Pooled prevalence ≈ 3 %). (ScienceDirect)
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Stevens MWR et al., Meta-Analyse: Cognitive-behavioural therapy für IGD — signifikante Effekte. (PubMed)
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Lindenberg K. et al. / PROTECT – schulische CBT-Interventionen (schulbasierte Prävention zeigt Wirksamkeit). (JAMA Network)
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Deutsches Angebot: „Ins-Netz-Gehen“ (BZgA / Prävention & Infos). (Ins Netz Gehen)
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Nummer gegen Kummer / Kinder- und Jugendtelefon (116 111) — anonyme Beratung. (Nummer-Gegen-Kummer)
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Bundesgesundheitsministerium — Infos zu Online-Sucht. (BMG)
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